Dieser Text entstand im Februar 2021, mitten im Lockdown.
Aschermittwoch, und der Tag hat sich passend dazu in Grau gehüllt. Meine Energie habe ich heute gar nicht erst aus dem Bett gekriegt, sie durfte länger schlafen. Auf mein müdes Haupt wurde Asche gestreut, bleischwere Erinnerung an die Endlichkeit.
Verzicht, Fastenzeit...das jetzt auch noch? Sind wir nicht schon in einer Art Dauerfasten? Laufen wir nicht im Kreis in der Wüste, statt das mit der Umkehr endlich mal auf die Reihe zu kriegen? Vielleicht. Aber eins ist sicher:
"Weniger ist mehr" kann aktuell Leben retten, also bleibe ich weiter fern. Lächele über den Maskenrand hinweg, übe Geduld im Vermissen.
Derweil baut die Sehnsucht bunte Luftschlösser.
Meine Sehnsuchtsfarbe ist rosa, meine Brille ist es auch, damit guckt es sich leichter durchs Grau.
Um in diesen Zeiten wenigstens die Gedanken auf Reisen zu schicken, setze ich mich an den Schreibtisch, schnappe mir alte Zeitungen und eine Schere.
Zum Frühstück gibt es heute rosa Wortsalat, frisch aus Magazinen ausgeschnitten und zusammengeklebt.
Neue Sätze und Versatz-Stücke, Wortklauberei auf dem Schreibtisch. Fabelhafte Sinnlosigkeiten, wirres Buchstabenballett, Kleber an meinen Fingern.
Und dann finden die Worte plötzlich wie Puzzleteile zueinander:
Ich. Hier. Allein. Verbunden...
Die Essenz der vergangenen Monate.
Zoomen gegen das Vermissen, Instagram gegen die Isolation, Technologie als Ersthelferin gegen die Einsamkeit.
Durch die Adern der Netzwerke sausen all unsere Sehnsüchte, Sorgen, Hilferufe, Ermunterungen.
Unsere Finger tippen Angst, Wut und Ohnmacht auf leuchtende Buchstabenfelder, suchen nach dem Emoji für Zuversicht.
Viele Fragen und noch mehr Meinungen fluten das Netz, überfluten uns, machen wirr statt schlau.
In den Leitungen glüht die Hoffnung, wir malen Zukunftsbilder - die erste Umarmung, das erste gemeinsame Glas Wein, den ersten Spaziergang ohne Sicherheitsabstand.
Und wenn wir vor den Bildschirmen miteinander anstoßen, weil es trotz der Ungewissheit und der Sorge immer etwas zu feiern gibt, dann blitzen die Perlen im Sektglas wie Glühwürmchen, die mit Lichtgeschwindigkeit zwischen uns hin und her fliegen.
Sehnsuchtsfunkenflug, Langstrecke.
...
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Man soll ja Träume haben.
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